Prävention und Gesundheitsförderung sind in aller Munde. Mirjam Weigand, Dr. Ronny Jahn und Andreas Nolten erklären, wie Supervision Unternehmen bei der Bewältigung gesundheitsbezogener Fragestellungen nachhaltig unterstützt und warum Supervision den Nutzen anderer gesundheitsbezogener Beratungsangebote wie etwa EAP (Employee Assistance Programmen) mittel- und langfristig übertrifft.

Supervision die nachhaltige Alternative

In den Jahren 2011 und 2013 war die Deutsche Gesellschaft für Supervision maßgeblich an der Publikation wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse zu Veränderungen der Arbeitswelt beteiligt. Danach sind Arbeitsbeziehungen in zeitlicher, sozialer und fachlicher Hinsicht zunehmend von Instabilität gekennzeichnet. Sogenannte atypische Beschäftigungsformen wie Teilzeit, geringfügige Beschäftigung, befristete Verträge oder Leiharbeit nehmen zu. In der Folge erhöhen sich für Arbeitnehmer existenzielle Unsicherheiten etwa bezüglich der Beschäftigungssicherheit und Einkommensstabilität. Treibende Entwicklungsfaktoren sind die wirtschaftliche Globalisierung, schnelle Veränderungen der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie der soziale und demografische Wandel.

Faktoren gesunder Organisationen

Im Umgang mit den daraus resultierenden Belastungen am Arbeitsplatz bilden

  • Anerkennung,
  • Kollegialität,
  • Führungskompetenz und
  • Leistungsgerechtigkeit

wesentliche Faktoren, die zu einer gesunden (saltutogenen) Organisation beitragen.

Zur Auseinandersetzung mit damit verbundenen Fragen sind die unterschiedlichen Formate der Supervision bestens geeignet. So steht die Anerkennung, Erhaltung und Weiterentwicklung professioneller Arbeit im Zentrum von Fall-Supervisionen. Im Rahmen von Team-Supervisionen wird der Frage nach Kollegialität in Bezug auf Diskurs-, Entscheidungs- und Konfliktfähigkeit nachgegangen. Gleichzeitig können durch die Einbindung der Führungskraft Führungsfähigkeiten gestärkt sowie Wertschätzung und Containment erprobt werden. Schließlich kann Einzel-Supervision der Reflektion von Leistungsgerechtigkeit, beruflicher Weiterentwicklung und Führungsarbeit dienen. Supervision leistet demnach auf ganz unterschiedlichen Ebenen einen wesentlichen Beitrag arbeitsbezogener Gesundheitsförderung.

Erwartungen an Unternehmen steigen

Die Statistiken der Krankenkassen lassen den Schluss zu, dass immer mehr Krankheitstage und Fehlzeiten sowie fast ein Drittel aller Frühverrentungen auf psychische Erkrankungen zurückzuführen sind. Neben den damit verbunden betriebs- und auch volkswirtschaftlichen Schäden, ist vor allem ein breites gesamtgesellschaftliches Interesse zu beobachten. Die Erwartungen und Anforderungen der verschiedenen Akteure (Politik, Gewerkschaften, Krankenkassen, aber auch Mitarbeiter und Führungskräfte) an Unternehmen steigen. So hat der Gesetzgeber mit einer Reihe von Regelungen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz (ArbSchG, ASiG) sowie jüngst mit dem Präventionsgesetz Arbeitgeber zu geeigneten gesundheitsförderlichen Maßnahmen verpflichtet. Dies kann als Ausdruck einer gesellschaftspolitischen Gegenbewegung gedeutet werden, die einer vermeintlichen Abkehr der Arbeitgeber von ihrer Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern entgegenwirken soll. Als Symptome dieser Abkehr wird häufig auf die Zunahme sogenannter prekärer Arbeitsverhältnisse (zeitlich befristete Stellen, Minijobs, Werkverträge) und Forderungen nach sogenannten Arbeitskraft-Unternehmern – also Arbeitskräfte die selbst für ihre Leistungsfähigkeit im Verlauf ihres Berufslebens Sorge tragen – verwiesen. Davon unabhängig verändern sich in vielen Unternehmen die Organisationsstrukturen: flachere Hierarchien mit großen Führungsspannen sowie agile Führungsmodelle führen zu gestiegenen Kommunikationsanforderungen hinsichtlich Koordination, Entscheidung und Verantwortung. Davon sind Führungskräfte und Mitarbeiter gleichermaßen betroffen. Insofern sind Unternehmen zunehmend von außen und von innen aufgefordert, sich dem Thema psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu widmen.

Im Unterschied zu EAP´s zielt Supervision auf das Verhalten und die Verhältnisse

Supervision arbeitet im Spannungsfeld zwischen der Fürsorgepflicht der Arbeitgeber und der Selbstfürsorge der Arbeitnehmer. Sie ist nicht, wie z.B. die EAP´s, außerhalb der Organisation angesiedelt. Vielmehr leistet Supervision durch die Einbindung der Organisation in den Beratungsprozess einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung und Sicherung von Organisationsbewusstsein und organisationaler Selbstreflexion. So schützt sie Organisationen einerseits davor, unerfüllbaren Gesundheits-Utopien nachzugehen. Andererseits bewahrt sie Organisationen davor, sich den Bedürfnissen der Mitarbeiter nach Fürsorge durch Externalisierung zu entziehen. EAP´s richten sich ausschließlich an den einzelnen Mitarbeiter und setzen voraus, dass die Arbeitnehmer sich ihre Belastungsgrenzen bewusst sind. Demgegenüber bezieht Supervision neben der individuellen Ebene auch gruppendynamische Aspekte sowie strukturelle Gegebenheiten der Organisation und deren mitunter komplexen Wechselwirkungen mit ein. Supervision geht über reine Psychoedukation (kurzfristige Wissensvermittlung von gesundheitsrelevanten Informationen) hinaus und versteht ihre Arbeit als Initiation und Begleitung individueller wie kollektiver Bildungsprozesse.

Supervision nimmt die Spannung von Person und Organisation in den Blick 

Verhaltensprävention und Verhältnisprävention

Aus gesundheitsförderlicher Perspektive dient Supervision sowohl der Verhaltens- als auch der Verhältnisprävention.

Sie nimmt die Wechselwirkung von Personen und Organisation in den Blick. So werden systematische Rückmeldungen zu möglichen struktur- und prozessbedingten Krankheitsursachen und -auslösern an die Organisation möglich. Unternehmen werden damit in die Lage versetzt, ihrer Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern gerecht zu werden. Im Rahmen gesundheitsbezogener Supervisionsprozesse  werden unter anderem anlassbezogen Organisationsdiagnosen erstellt, Gesundheitszirkel und Gefährdungsbeurteilungen begleitet, Wissen für die Organisation verfügbar gemacht, beim Umgang mit den daraus resultierenden Erkenntnissen unterstützt, neue Handlungsspielräume eröffnet sowie beim „Aushalten“ von Unabänderlichem Hilfestellung geleistet und Ergebnisse angemessen evaluiert.

Mehr zu unseren Beratungsangeboten erfahren Sie hier. Für detaillierte Fragen zur Arbeitsweise und zum Nutzen gesundheitsbezogener Supervision stehen Ihnen unsere Berater Mirjam Weigand, Andreas Nolten und Dr. Ronny Jahn gerne zur Verfügung.