Nach vermeintlichen „apolitischen“ Jahren ist das „Politische“ wieder gefragt. Sei es zu Gerechtigkeitsfragen, zur Klimadebatte, zu Generationskonflikten oder internationaler Politik als Mensch, Bürgerin und Bürger aber auch als Beraterin und Berater kommen wir nicht umhin, Position zu beziehen. Insofern ist das Fragezeichen in der Überschrift dieses Heftes schon beantwortet. Weniger klar ist, wie die Begriffe politisch und positionieren zusammenhängen und was Positionieren für die Profession Beratung und ganz konkret für die Supervision bedeutet. Ist man als Berater oder Beraterin politisch, wenn man sich positioniert? Ist das „Politische“ professionsimmanent? Hat Beratung, hat Supervision einen politischen Auftrag und ein politisches Mandat?

Die gesellschaftspolitische Debatte um Diversität ist in vollem Gange. Zwischen ideologisch aufgeladenen Identitätsdebatten und unreflektiertem Hype scheint oft wenig Platz für einen kritischen Diskurs um die Herausforderungen im Alltags- und Arbeitsleben. Für Supervisor:innen ist die Begegnung mit der Vielfältigkeit von Menschen und der Verschiedenheit ihrer Lebens- und Arbeitssituationen eine alltägliche Selbstverständlichkeit. Und gleichzeitig haben die aktuellen Debatten Auswirkungen auf die alltäglichen beraterischen Herausforderungen. Das Heft setzt sich mit diesen Anforderungen auseinander und beleuchtet die Debatte aus gesellschaftspolitischer, organisationaler und beraterischer Perspektive.

In nicht allzu ferner Zukunft wird standardisiertes Handeln durch digitale Technik ersetzt werden. Ob sich die Arbeitswelt in der Folge „humanisiert“ oder „inhumaner“ gestaltet, hängt nicht von digitaler Technik ab. Mit Blick auf die Entwicklung und den Einsatz digitaler Technik sind insbesondere Führungskräfte und Berater*innen gefragt, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen und zu ermöglichen. Die Zukunft der Arbeit gestaltet und verantwortet autonome Lebenspraxis. Unsere Berater Dr. Ronny Jahn und Andreas Nolten zeigen in ihrem Beitrag, was Digitalisierung der Arbeit wirklich bedeutet und wie erfolgreiche Führungskräfte digitalen Wandel gestalten.

In im aktuellen Heft der Fachzeitschrift Organisationsberatung, Supervision, Coaching (OSC) erläutern unserer Berater Mirjam Weigand, Andreas Nolten und Dr. Ronny Jahn warum Organisationen nicht komplex sind, sondern vielmehr das Ergebnis von Komplexitätsreduktion zum Zwecke „schwieriger Operationen“ an den immer gleichen organisationalen Basisherausforderungen: den Facts of Organization. Der Beitrag zeigt, wie die Organisationsprinzipien Hierarchie und Scrum dazu beitragen, die Facts of Organization zu bewältigen, und inwiefern Scrum eine Antwort auf die „Krise“ der Hierarchie darstellt. Abschließend erhält der Leser eine Antwort auf die Frage, inwiefern Leadership im Rahmen von „New Work“ einen erfolgreichen Umgang mit den Facts of Organization begünstigt.